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Das neue Weltgericht

Am Abend nach der Arbeit dann,
kurz vor dem TV-Hauptprogramm,
erneuern sie das Weltgericht,
das ihrer kleinen Welt entspricht.

​

Sie richten nach Gedankengut
entstanden aus Befinden, Wut,
aus Langezeit, aus Geltungsdrang,
aus materiellem Überschwang.

​

Sie rufen nach Gerechtigkeit,
die ihrer Wahrheit Recht verleiht, 
doch keiner kann wie sie verstehn,
warum sie sich als Richter sehn.

​

Das Leben war stets ungerecht
und vieles war und bleibt auch schlecht,
nur wer das nicht ertragen kann,
der klagt jetzt alle andern an.

​

Man denkt und denkt und fragt zum Schluss,
ob man den Menschen helfen muss,
die in dem ganzen Weltgeschehn
nur ihre kleinen Welten sehn.

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